Erste Person Singular by Haruki Murakami

Autor:Haruki Murakami [Murakami, Haruki]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783832170639
Herausgeber: Dumont
veröffentlicht: 2021-03-05T23:00:00+00:00

Rechtsfeldspieler der Sankei Atoms.

Das ist dein Beruf.

Ich sitze hinten am rechten Feld

und trinke mein lauwarmes Bier.

Wie immer.

Der Batter der Gegner schickt den Ball ins

rechte Feld.

Einen einfachen Pop Fly.

Er fliegt in hohem Bogen, ohne Schwung.

Der Wind hat sich gelegt.

Die Sonne blendet nicht.

Das war’s, höher fliegt er nicht.

Du hebst kurz die Hände

und gehst drei Meter vor.

Okay.

Ich nehme einen Schluck Bier

und warte, dass der Ball nach unten fällt.

Der Ball,

exakt wie mit dem Lineal gemessen,

drei Meter hinter dir schlägt er auf.

Wie ein Holzhammer auf dem Rand des Universums,

so trocken klingt der Ton.

Ich frage mich:

Warum um alles in der Welt

feuere ich diese Mannschaft an?

Allein das – ein

Rätsel von kosmischem Ausmaß.

Ich weiß nicht, ob man so etwas wirklich ein Gedicht nennen kann. Vielleicht wären die echten Dichter erbost, wenn ich es täte, und würden versuchen, mich zu ergreifen und am nächsten Telefonmast aufzuhängen. Dann hätte ich ein größeres Problem. Aber wie soll ich es dann nennen? Falls es eine passendere Bezeichnung gibt, würde ich sie gern erfahren. Aber vorerst muss ich wohl bei dem Wort »Gedicht« bleiben. Jedenfalls hob ich meine dichterischen Versuche auf und veröffentlichte sie als Gesammelte Gedichte über die Yakult Swallows. Sollten die Dichter sich doch empören! Das war 1982 – drei Jahre nach meinem Romandebüt (wenn ich es so nennen darf) und kurz vor der Fertigstellung von Wilde Schafsjagd.

Natürlich zeigte kein größerer Verlag gesteigertes Interesse daran, meine Ergüsse zu publizieren, also beschloss ich, die Gedichte im Selbstverlag herauszugeben.

Glücklicherweise hatte ich einen Freund, der eine Druckerei betrieb, sodass die Herstellung mich nicht übermäßig viel kostete. Heraus kam ein einfach gebundenes Buch in einer Auflage von fünfhundert Exemplaren, die ich sämtlich mit einem besonderen Stift signierte. Haruki Murakami, Haruki Murakami, Haruki Murakami … Erwartungsgemäß fand mein Werk kaum Abnehmer. Wer für solche Dinge Geld ausgibt, hat in der Regel eine Vorliebe für Kuriositäten. Tatsächlich verkaufte ich im Großen und Ganzen etwa dreihundert Exemplare. Die Übrigen verschenkte ich an Freunde und Bekannte. Heute ist das kleine Buch ein wertvolles Sammlerstück, das zu einem erstaunlich hohen Preis gehandelt wird. Man weiß nie, was passiert. Jedenfalls befinden sich nur noch zwei Exemplare in meinem Besitz. Hätte ich mehr behalten, wäre ich ein reicher Mann.

Nach der Bestattung meines Vaters ging ich mit meinen drei Cousins – zwei von ihnen väterlicherseits und im gleichen Alter wie ich, der dritte mütterlicherseits und etwa fünfzehn Jahre jünger – Bier trinken. Unser Gelage dauerte bis Mitternacht, und wir gossen unheimliche Mengen in uns hinein. Wir tranken ausschließlich Bier und aßen nicht einmal ein paar Snacks dazu. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel Bier getrunken. Auf dem Tisch standen etwa zwanzig leere Flaschen Kirin. Wie meine Blase das schaffte, weiß ich nicht. Außerdem ging ich zwischenzeitlich noch in eine Jazzbar unweit der Trauerhalle und trank mehrere doppelte Four Roses on the rocks.

Ich habe keine Ahnung, warum ich an dem Abend so viel trank. Denn ich war nicht einmal besonders traurig oder fühlte mich verlassen, ich hatte überhaupt keine tieferen Empfindungen. Jedenfalls wurde ich an dem Abend trotz des ganzen Alkohols überhaupt nicht betrunken, und einen Kater bekam ich auch nicht.

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